Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste vorab:
- Von einem retinierten Zahn spricht man, wenn dieser zurückgehalten und daher am Durchbruch gehindert ist. Der Zahndurchbruch findet verspätet oder überhaupt nicht statt.
- Ein verlagerter Zahn bricht zur normalen Durchbruchszeit durch, ist jedoch durch Platzmangel dazu gezwungen, schief oder an falscher Position durchzubrechen.
- Retinierte oder verlagerte Zähne treten während des Zahndurchbruchs auf. Dies betrifft sowohl die Milchzähne als auch die bleibenden Zähne.
- Retinierte und verlagerte Zähne können meist kieferorthopädisch mit herausnehmbaren oder festsitzenden Spangen behandelt werden.
Der verlagerte Zahn
Von einem verlagerten Zahn spricht man, wenn der Zahn nicht an seiner natürlichen Position durchbricht. Der Zahndurchbruch erfolgt zum erwarteten Zeitpunkt, jedoch nicht an der erwarteten Stelle.
Verlagerte Zähne kommen entweder schief oder an falscher Position aus dem Kiefer heraus. Meist kommt es daher, weil ein Engstand der Zähne besteht. Der sich entwickelnde Zahn, welchen man auch als Zahnkeim bezeichnet, hat nicht genügend Platz und wird von seiner angedachten Stelle verdrängt.
Daraus folgt, dass er entweder schief neben den Nachbarzähnen oder vollständig außerhalb der Zahnreihe herauswächst. Diese Problematik kann bei jedem Zahnwechsel auftreten und betrifft somit sowohl das Milchzahngebiss als auch das Wechselgebiss.
Der retinierte Zahn
Im Gegensatz zum verlagerten Zahn erscheint ein retinierter Zahn nicht zur normalen Durchbruchszeit. Der Begriff ist abgeleitet aus dem lateinischen „retinere“, was so viel wie „zurückhalten“ bedeutet. Der betroffene Zahn wird also zurückgehalten und am Durchbruch verlangsamt oder komplett gehindert.
Tritt eine Zahnretention im bleibenden Gebiss auf, so ist diese meist im Oberkiefer. Am häufigsten sind die oberen Eckzähne retiniert, wobei das öfter bei Mädchen als bei Jungen der Fall ist.
Von der auftretenden Häufigkeit folgen den oberen Eckzähnen (3er) chronologisch die zweiten kleinen Backenzähne (5er) des Unterkiefers, die kleinen oberen Schneidezähne (2er) und die Eckzähne des Unterkiefers (3er).
Gründe für den verspäteten Zahndurchbruch
Mehrere Gründe können einen Zahn am Durchbruch hindern. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Durchbrechender Zahn kommt an Nachbarzahn nicht vorbei und bleibt hängen, ist also impaktiert.
- Eine Zyste im Kieferknochen oder am Zahn verhindert den Durchbruch.
- Der Milchzahn fällt nicht aus und hält den nachfolgenden bleibenden Zahn zurück.
Gründe für den verfrühten Durchbruch
Auf der anderen Seite besteht auch die Möglichkeit, dass ein Zahn früher als zur normalen Durchbruchzeit erscheint. Mögliche Ursachen hierfür sind:
- Zu schnelles Wachstum bzw. Wachstumsphase
- Zu schmaler Kiefer des Patienten
Behandlung von retinierten oder verlagerten Zähnen
Behandlung von verlagerten Zähnen
Für die Korrektur von verlagerten Zähnen ist meist eine kieferorthopädische Behandlung ausreichend, da diese Fehlstellung meist im Milchzahngebiss oder Wechselgebiss auftritt. In dieser Zeit befinden sich die Kiefer noch am Heranwachsen, wodurch das Kieferwachstum noch beeinflusst werden kann.
Ist ein Schmalkiefer vorhanden, so kann dieser mittels einer GNE, einer Gaumennahterweiterung, behandelt werden. Dafür wird eine spezielle Apparatur verwendet, welche den Kiefer in der Breite vergrößert und so eventuell vorhandene Engstände behebt.
Im Milchzahngebiss verwendet man meist herausnehmbare bzw. lose Zahnspangen. Diese sogenannten aktiven Platten können Platz schaffen bzw. frei halten und den verlagerten Zähnen die Möglichkeit geben, sich richtig einzureihen.
Befindet sich der Patient im Wechselgebiss, wird meist mit einer festen Zahnspange behandelt. Hierbei werden Brackets auf die Zähne geklebt. Diese dienen der Halterung und Führung eines Drahtbogens, welcher die Zähne in die gewünschte Zahnstellung innerhalb der Zahnreihe bringt.
In manchen Fällen ist eine chirurgische Freilegung des Zahnes notwendig. Hierbei handelt es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, welcher unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Dieser dient dazu, den Zahn so weit aus dem Kieferknochen freizulegen, dass er mit einem Bracket beklebt und in die Zahnspangenapparatur eingegliedert werden kann. So kann er anschließend in die richtige Position in der Kauebene gezogen werden.
Behandlung von retinierten Zähnen
Auch retinierte Zähne, wie z. B. ein retinierter Eckzahn, treten wie die verlagerten Zähne meist im Milchzahngebiss oder Wechselgebiss auf. Daher lassen sie sich gut mit kieferorthopädischen Methoden in die Zahnreihen eingliedern.
Auch hier besteht die Möglichkeit, im Milchzahngebiss mit herausnehmbaren Spangen, sogenannten aktiven Platten oder im Wechselgebiss mit einer festsitzenden Spange zu arbeiten.
Wurde im ersten Schritt genug Platz für den retinierten Zahn geschaffen, so kann es sein, dass er trotzdem von selbst nicht mehr ganz durchbricht. Hier kann ebenfalls die Notwendigkeit bestehen, den Zahn chirurgisch freizulegen, um ihn in die Kauebene einreihen zu können.
Oft handelt es sich jedoch um einen verlagerten Weisheitszahn, welcher impaktiert ist. Das sind die hintersten Zähne im menschlichen Gebiss und haben meist nicht genug Platz im Kiefer. Die Weisheitszähne sollten bis zum 20. Lebensjahr durchgebrochen sein, ansonsten spricht man von einem retinierten bzw. verlagerten Weisheitszahn.
Ist dies nicht der Fall, werden die sogenannten Achter während einer OP chirurgisch entfernt. Bei der Weisheitszahnentfernung handelt es sich inzwischen um einen Routineeingriff, welcher mit minimalen Komplikationen verbunden ist.
Folgen einer Nichtbehandlung von verlagerten / retinierten Zähnen
Ästhetische Folgen
Verlagerte oder retinierte Zähne stehen nicht in der Zahnreihe. Sie sind entweder nur halb durchgebrochen, stehen schief oder sogar ganz außerhalb der Zahnreihe. Häufig sind die Zähne im Frontzahnbereich, also von Eckzahn zu Eckzahn betroffen.
So befindet sich z. B. ein verlagerter Eckzahn im Sichtbereich. Zahnfehlstellungen werden von Betroffenen häufig als unansehnlich und belastend empfunden. Dies kann so weit führen, dass betroffene Männer und Frauen im Lachen und Sprechen beeinflusst sind und sich die Ästhetik negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt.
Medizinische Folgen
Verlagerte und retinierte Zähne können so weit aus der Zahnreihe herausstehen, dass sie nicht mehr für ihre Aufgabe, dem Abbeißen und Kauen, genutzt werden können.
Zudem können solche Fehlstellungen dazu führen, dass die Zahnwurzel der Nachbarzähne angegriffen und beschädigt wird. Verlagerte oder retinierte Zähne können Schmerzen und Entzündungen hervorrufen, welche sich auf die umliegenden Zähne ausbreiten und zu Folgeerkrankungen führen können.
Retinierte Weisheitszähne können zu einer Zahnverschiebung nach vorne und so zu weiteren Fehlstellungen der Frontzähne führen. Zudem kommt es häufig zu starken Entzündungen im Bereich der Weisheitszähne, welche mit Schwellungen und einer erschwerten Mundöffnung einhergehen können.
Zudem ist die Mundhygiene durch solche Fehlstellungen erschwert. Eine verstärkte Bakterienbildung ist die Folge. Diese kann zu Karies und Zysten führen und steht meist auch in Verbindung mit starkem Mundgeruch.
Hilfreiche Fragen zum Thema verlagerte Zahn
Ein verlagerter Zahn bricht im Gegensatz zum retinierten Zahn zur erwarteten Zeit durch. Ein verlagerter Zahn erscheint jedoch nicht an seiner natürlichen Stelle. Meist durch Platzmangel verursacht, bricht er schief oder außerhalb der Zahnreihe aus dem Kieferknochen heraus.
Ein retinierter Zahn ist am Durchbruch gehindert und kommt daher nicht zur erwarteten Zeit zum Vorschein. Er bricht verspätet durch und kann oft nicht ganz hervortreten. Zum Teil sind retinierte Zähne auch vollständig am Durchbruch gehindert.
Ist ein Zahn verlagert oder retiniert kann es sein, dass er nicht vollständig aus dem Kieferknochen heraustreten kann. Meist ist hierfür Platzmangel verantwortlich, wodurch die durchbrechenden Zähne durch die Nachbarzähne aufgehalten werden.
In solchen Fällen ist eine Zahnfreilegung notwendig. Hierbei handelt es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, bei welchem der betroffene Zahn aus dem Kieferknochen freigelegt wird. So kann der Zahn in eine Zahnspange eingegliedert und in seine Position in der Zahnreihe eingegliedert werden.
Es gibt verschiedene Arten von Zahnspangen, welche bei der Behandlung von verlagerten und retinierten Zähnen eingesetzt werden können. Im Milchzahngebiss wird meist mit aktiven Platten, also losen Zahnspangen, gearbeitet.
Ist der Oberkiefer zu schmal, wird dieser zunächst mit einer GNE, einer Gaumennahterweiterung, verbreitert um genügend Platz für die Zähne zu schaffen. Im Wechselgebiss bedient man sich meist einer festsitzenden Apparatur. Die feste Zahnspange, welche aus Brackets, Bändern und Drahtbögen besteht, ermöglicht es, jeden Zahn in seine optimale Position in der Kauebene zu bewegen.