Inhaltsverzeichnis
- 1 Craniomandibuläre Dysfunktion
- 2 Ursachen der CMD
- 3 Folgen einer Nichtbehandlung der CMD
- 4 Weitreichende Beschwerden der craniomandibuläre Dysfunktion
- 5 Die richtige CMD Diagnose ist entscheidend
- 6 Behandlung der CMD mittels Schienentherapie
- 7 Weitere Behandlungsmöglichkeiten
- 8 Erfolgsaussichten der CMD Behandlung
- 9 Vorbeugen der craniomandibulären Dysfunktion
Das Wichtigste vorab:
- Eine CMD, bzw. craniomandibuläre Dysfunktion, ist eine Kiefergelenkserkrankung, welche durch falsches Zusammenbeißen entsteht.
- Eine CMD sollte in den meisten Fällen behandelt werden, da der gesamte Körper beeinträchtigt werden kann.
- Die Behandlung einer CMD erfolgt meist mit einer Aufbissschiene. Je nach Ursache der CMD können auch zusätzliche Behandlungsmethoden notwendig sein.
Craniomandibuläre Dysfunktion
Die craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, ist eine Störung des Kausystems. Der Begriff setzt sich zusammen aus den lateinischen Begriffen „Cranium“ für Kopf und „Mandibula“ für Unterkiefer. Die Störung bezieht sich also auf den gesamten Bereich des Kopfes und hat Auswirkungen auf den gesamten Körper.
Das Kausystem funktioniert durch ein komplexes Zusammenspiel aus Kiefergelenk, Kaumuskulatur und Zusammenbiss, also Okklusion, der Zähne. Die CMD zählt zu den Kiefergelenkserkrankungen. Diese Kiefergelenkprobleme werden, vereinfacht ausgedrückt, durch ein falsches Zusammenbeißen, also eine Okklusionsstörung, ausgelöst.
Stehen Ober- und Unterkiefer nicht richtig zueinander oder greifen die Zähne nicht richtig ineinander so hat dies zur Folge, dass die Kiefergelenke falsch belastet werden und eine Fehlstellung aufweisen. Dies kann zu Beschwerden und Schmerzen im Kieferbereich, aber auch in anderen Bereichen des Körpers, führen.
Die CMD kommt sehr häufig vor, oft jedoch auch unentdeckt. Unser Kauapparat ist in der Lage, leichtere Fehlstellungen zu kompensieren. Durch Anpassungen der Muskulatur und Kieferknochen lassen sich leichtere craniomandibuläre Dysfunktionen kaschieren und führen so zu kaum Beschwerden. Ist die Fehlstellung jedoch so groß, dass die Anpassungen nicht ausreichen, so kommt es zu weitreichenden Beschwerdebildern.
Ursachen der CMD
Die craniomandibuläre Dysfunktion kann durch sehr unterschiedliche Faktoren entstehen. Oft handelt es sich um Beschwerden, welche einen Zusammenhang mit dem Kauapparat kaum vermuten lassen, wodurch Betroffene häufig erfolglose Arztbesuche hinter sich haben.
Die naheliegendste Ursache für eine CMD betrifft die Okklusion. Veränderungen der Bisslage durch beispielsweise Zahnverlust oder zu hoch oder zu tief sitzenden Zahnersatz verändern die Belastung der Kiefergelenke und führen so zu einer Fehlstellung. Gleiche Auswirkungen können Zahnfehlstellungen haben.
Daneben können jedoch auch Bedingungen zu einer CMD führen, welche örtlich weiter entfernt liegen und daher oft zunächst nicht in Betracht gezogen werden:
Stress
Stressbedingt kann es zu Verspannungen der Muskeln im Mund-Kiefer-Bereich kommen. Zudem neigen Betroffene dazu, nachts mit den Zähnen zu Knirschen, was ebenfalls zu einer Fehlstellung der Kiefergelenke und zudem zur übermäßigen Abnutzung der Zähne führen kann.
Schädigung der Halswirbelsäule
Die Halswirbelsäule kann z. B. durch einen Sturz oder Verkehrsunfall verletzt und geschädigt werden. Durch die Verbindungen durch die Nerven können Verschiebungen in der Wirbelsäule zu Verspannungen der Muskulatur im Gesichtsbereich und damit zu CMD führen.
Operationen im Kopf- und Halsbereich
Operationen im Kopf- und/oder Halsbereich können ähnliche Folgen wie Verschiebungen der Halswirbelsäule haben. Zudem kann auch die Bildung von ungünstigen Narben die Entstehung einer craniomandibulären Dysfunktion begünstigen.
Fehlhaltung des Körpers
Eine falsche Sitzposition oder ungesunde Rückenhaltung können nicht nur zu Rückenschmerzen führen, sondern auch zu Verspannungen der Kiefermuskulatur und damit zu CMD führen. So können Ischias Reizungen und Schmerzen in der Lendenwirbelsäulenregion direkten Einfluss auf Fehlstellungen der Kiefergelenke haben.
Fehlbildungen in der Entwicklung
Die CMD kann daneben auch bereits in der Entwicklung entstehen. Fehlbildungen der Kiefergelenke, Kieferknochen oder auch der Wirbelsäule können zu einer craniomandibulären Dysfunktion führen.
Folgen einer Nichtbehandlung der CMD
So wie die CMD eine große Spannbreite an Ursachen zeigt, so zeigt sich ebenso viele verschiedene Beschwerdebilder. Man kann nicht davon ausgehen, dass die craniomandibuläre Dysfunktion zwangsläufig zu Schmerzen im Mund-Kiefer-Bereich führt. Oft sind andere körperliche Regionen betroffen, welche zunächst nicht auf die Kiefergelenke hinweisen.
Schäden an den Zähne
- Zähnepressen und -knirschen
- Abnutzung des Zahnschmelzes
- Taubheitsgefühl im Mundbereich
- Leicht entzündliches Zahnfleisch und freiliegende Zahnhälse
- Empfindliche Zähne
- Oberkiefer und Unterkiefer liegen zueinander falsch
- Kaubeschwerden
- Schwierigkeiten beim Zubeißen
CMD Folgen im Kiefer und Kiefergelenk
- Bei Öffnen und Schließen des Mundes Knackgeräusche oder Reiben in den Kiefergelenken
- Andauernde Schmerzen im Kiefergelenk
- Mundöffnung und/oder -schließen ist erschwert
- Orales Brennen
- Die Zunge fühlt sich taub an
- Kiefergelenkarthrose
Auswirkungen auf den Kopf und das Gesicht
- Andauernde Kopfschmerzen bis hin zu Migräne
- Verspannte Gesichtsmuskulatur in Verbindung mit Schmerzen
- Berührungsempfindlichkeit im Gesichtsbereich
- Tinnitus
- Schmerzen in den Ohren
- Beeinträchtigtes Hörvermögen
- Schwindel
- Empfindliche Reaktion auf Licht
- Beeinträchtigtes Sehvermögen
- Schmerzen in den Augen
Beschwerden im Hals- und Rachenbereich
- Heiserkeit
- Schwierigkeiten beim Schlucken und Sprechen
- Halsschmerzen
Weitreichende Beschwerden der craniomandibuläre Dysfunktion
Neben den Symptomen im Kopfbereich können Beschwerden im gesamten Körper aufkommen. Das kommt daher, dass die Gelenke der verschiedenen Bereiche durch Nerven miteinander verbunden sind. Daher kann eine Fehlstellung der Kiefergelenke zu Beschwerden in ganz anderen Körperregionen führen. Hierzu zählen unter anderen:
- Schmerzen und Verspannungen in Nacken und Rücken
- Taubes Gefühl in den oberen Extremitäten (Arme und Finger)
- Bandscheibenprobleme
- Beckenschiefstand
- Beschwerden der Hüften, Knie oder Füße
- Unterschiedliche Beinlängen
- Schlafprobleme und innere Anspannungsgefühle
Die richtige CMD Diagnose ist entscheidend
Am Anfang der Diagnose steht die Anamnese des Patienten, damit der behandelnde Arzt einen Eindruck der subjektiven Beschwerden und Vorgeschichte des Betroffenen erhält. Zudem werden Röntgenbilder angefertigt, um sich ein Bild der Zahn- und Kieferlage auf skelettaler Ebene zu machen.
Anschließend erfolgt die für die CMD spezifische Diagnostik. Diese erfolgt mit der klinischen und instrumentellen Funktionsanalyse.
Klinische Funktionsanalyse
Bei der klinischen Funktionsanalyse werden manuell der Umfang der Störung, die schmerzauslösenden Bereiche und die Zahn- und Kieferfehlstellung analysiert. Hierbei wird zum einen der Kauapparat und zum anderen die Bisslage untersucht. Im Bereich des Kauapparates wird überprüft, ob die Mundöffnung und -schließung problemlos möglich ist und ob Verspannungen der Gesichts- und Kiefermuskulatur vorhanden sind.
Bei der Bisslage wird überprüft, ob eine gleichmäßige Kontaktverteilung beim Zusammenbeißen vorhanden ist. Mit Hilfe einer farbigen Folie ist es möglich, die Kontaktpunkte der oberen und unteren Zähne beim Schließen des Mundes zu markieren. Eine unterschiedlich starke Belastung bestimmter Zähne kann so erkannt werden.
Ergibt die klinische Funktionsanalyse einen bestätigten Verdacht auf eine craniomandibuläre Dysfunktion, so wird mit der instrumentellen Funktionsanalyse fortgefahren.
Instrumentelle Funktionsanalyse
Bei der instrumentellen Funktionsanalyse werden bestimmte Hilfsmittel, also Instrumente, verwendet, um die Bisslage außerhalb des Mundes darstellen und beurteilen zu können.
Hierfür werden zunächst Gipsmodelle der Zähne erstellt. In einen sogenannten Artikulator können die Gipsmodelle eingespannt und das Zubeißen simuliert werden. So kann eine genaue Analyse des Funktionsstatus des Kauorgans erfolgen. Diese Analyse wird durch die zusätzliche Verwendung von z. B. Röntgenaufnahmen, MRT oder Arthroskopie erweitert. Die Kombination aus diesen Methoden ermöglicht eine sehr präzise Diagnose, welche für die richtige Behandlung notwendig ist.
Behandlung der CMD mittels Schienentherapie
Bei der craniomandibulären Dysfunktion handelt es sich um eine Fehlstellung der Kiefergelenke, welche durch ein falsches Zusammenbeißen verursacht wird. Um dem Entgegenzuwirken werden spezielle Schienen eingesetzt, um die Kiefergelenke zu entlasten und die Beschwerden zu mildern.
Die Aufbissschiene
Die CMD Aufbissschiene wird auch als „Funktionsschiene“, „Knirscherschiene“ oder „Michiganschiene“ bezeichnet. Sie werden zur Behandlung von Beschwerdebildern wie Zähneknirschen, Bruxismus und CMD verwendet.
Es handelt sich hierbei um durchsichtige Kunststoffschienen, welche wie eine Schablone auf die Zähne passt. Durch die Aufbissschiene wird das Pressen der Zähne aufeinander gemildert und das Kiefergelenk entlastet. Dadurch werden relativ zeitnah die Beschwerden reduziert und die Schmerzen nehmen ab.
Die Tragedauer der Schiene ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Meist ist es ausreichend, sie nachts zu tragen. Manchmal ist es jedoch notwendig, die Schiene auch tagsüber zu tragen. Da es sich um einen durchsichtigen Kunststoff handelt, ist die Schiene jedoch nahezu unsichtbar.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Zähne werden vor Abrieb geschützt | Ist von Mitarbeit des Patienten abhängig |
Kiefergelenke und -muskulatur werden entlastet | Muss regelmäßig und kontinuierlich getragen werden |
Beschwerden und Schmerzen werden reduziert | Regelmäßiger Ersatz inkl. neuer Gipsabdrücke notwendig |
Positioniert und stabilisiert die Kiefergelenke | |
Die Kontaktpunkte der oberen und unteren Zähne werden gleichmäßig verteilt | |
Stabilisierung der Körperstatik |
Spezielle Positionierungsschiene
Die Positionierungsschiene wird auch als Repositionierungsschiene oder Farrar-Schiene bezeichnet. Auch hier handelt es sich um eine durchsichtige Kunststoffschiene. Die spezielle Positionierungsschiene wird eingesetzt, um Verschiebungen von Gelenkteilen richtig auszurichten und zu korrigieren. Ziel ist es, eine zentrale Kiefergelenksposition zu erreichen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Da einer CMD unterschiedlichste Ursachen zugrunde liegen können ist es sehr wichtig, herauszufinden, wodurch die Kiefergelenksfehlstellung entstanden ist. Die Behandlung mit einer Aufbissschiene würde zwar das Beschwerdebild zunächst verbessern, bei Nichtbehandlung der zugrundeliegenden Fehlfunktion würde sie jedoch immer wieder entstehen.
Je nach Ursache oder mit der CMD verbundenen Probleme stehen weiter Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Akupunktur
- Physiotherapie
- Osteopathie
- Craniosacraltherapie
- Wärme und Rotlichtbehandlung
- Ggfls. Arzneimittel
- Bei Stress und/oder psychischer Belastung Psychotherapie
Erfolgsaussichten der CMD Behandlung
Die craniomandibuläre Dysfunktion kann bei sorgfältiger Behandlung vollständig geheilt werden. Wichtig ist jedoch, dass nicht nur die Beschwerden, sondern die Ursache selbst behandelt wird.
Die zugrundeliegende Ursache zu finden stellt häufig das größte Problem dar. Werden jedoch nur die Beschwerden behandelt so ist es vorprogrammiert, dass diese wieder entstehen. Handelt es sich zum Beispiel um stressbedingtes Zähneknirschen, welches die CMD hervorgerufen hat, so sollten Betroffene versuchen, Stress zu vermeiden oder durch z. B. Yoga oder Sport, den Stress abzubauen.
Vorbeugen der craniomandibulären Dysfunktion
Der CMD kann nicht direkt vorgebeugt werden. Da so viele unterschiedliche Faktoren diese Fehlstellung hervorrufen können, ist es schwierig, vorbeugende Maßnahmen anzugeben. Wichtig ist es, darauf zu achten, ob Symptome erkennbar sind.
Verspannungen im Gesichts- und Kieferbereich können auf eine CMD hinweisen, wie auch Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich. Bei ungeklärten Symptomen ist es anzuraten, einen Arzt aufzusuchen. Zur Klärung einer vorhandenen craniomandibulären Dysfunktion sollte ein Mund-Kiefer-Gesichtschirurg oder ein CMD-Experte aufgesucht werden.